6. Drei-Zinnen-Alpinmarathon

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7.September 2003

Das Wort Marathon ist nicht wirklich angebracht, es handelt sich um einen Lauf von 12 bzw. 21,1 Kilometern. Allerdings sind entweder 1100 oder 1500 Höhenmeter zu überwinden… Start für die über 800 gemeldeten Teilnehmer ist um 10 Uhr das am Rande der Dolomiten gelegene Dörfchen Sexten in Südtirol (Hochpustertal). Das Ziel ist die wunderschön den Drei Zinnen genau gegenüber liegende Schutzhütte (Rifugio) Antonio Locatelli (Dreizinnenhütte). Das Wetter ist unten toll, doch beim Hinaufschauen zeigen sich die Gipfel in dichten Wolken. Da wird’s wohl nix mit dem von der Zeitschrift Runner's World zum schönstem Berglauf der Welt gekürten, wenn die Aussicht auf die Sextener Rotwand, Einser, Elfer, Zwölfer, den aus dem Dolomitenkrieg berüchtigten Paternkofel und nicht zuletzt die Drei Zinnen fehlt…. Wie gut, dass ich "Langärmelig" vorgebeugt habe, denn in 2600m Höhe ist es im September doch schon empfindlich kühl.

Zuerst dreht man eine "Dorfrunde" durch Sexten, bevor es in Richtung Moos und Fischleintal weiter geht. Dieses Stück ist vergleichsweise flach, will sagen, es geht sanft bergan. Erst ab etwa km 7 wird es um einiges steiler. Ca. ab km 8 ist es dann mit Sonne vorbei und es wird wirklich kühl. Bei km 8,2 befindet sich die "Weiche" bei der man sich entscheiden kann, die lange oder die in diesem Jahr erstmals angebotene Sprintstrecke zu laufen. Ab hier wird es richtig steil und der Untergrund wird felsig, so dass das Laufen kaum noch möglich und selbst bei schnellem Gehen eine gute Trittsicherheit absolut erforderlich ist. Man darf nicht vergessen, wir befinden uns in alpinem Gebiet auf Bergwanderwegen. Zwischen km 14 und 18 geht’s dann 350hm auf schmalen Schotterwegen teilweise recht steil bergab, was eine hohe Konzentration erfordert, obwohl man nach dem beschwerlichen Aufstieg eigentlich schon "platt" ist. Von km 18 bis 20 geht’s noch mal steil bergan, bevor es den letzten km wieder abwärts geht. Die letzten Meter muss man wieder ansteigen, so dass ein Zielein"lauf" nur unter größten Mühen gelingt. Kurz vor meinem Zieleinlauf beginnt es zu regnen, so dass ich mich nach ein paar Stücken Kuchen, Tee und Cola schnell ins - natürlich - total überfüllte Rifugio verziehe. Doch zum Glück habe ich dort reserviert und kann auf mein Zimmer flüchten (*freu*).

Der Lauf ist ein Genuss, die Organisation perfekt. Es stehen am Start ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung, man kann bis 9 Uhr einen Sack mit trockenen Klamotten abgeben, der dann per Hubschrauber (!) ins Ziel geflogen wird. Dort sorgen italienische Soldaten (Alpini) dafür, dass jeder seinen eigenen Beutel bekommt. Sicherheit ist also garantiert ;-)

Es gibt 7 (!) Verpflegungsstationen auf der langen Strecke (auf der kurzen 4). Zuerst gibt es nur Wasser und Tee (von angekündigtem Elektrolyt habe ich leider nichts gesehen), später auch Cola, Müsli-Riegel, Power-Bars, Bananen, Orangen, Äpfel und Kuchen. Was will man mehr...? An vielen Stellen stehen Helfer, die Erschöpften sicher einen guten Ausstieg ermöglichen würden.

Im Ziel gibt es neben Cola und Tee (Wasser und Elektrolyt habe ich nicht entdeckt, vielleicht war dies aber schon verbraucht als ich relativ spät ins Ziel kam) wiederum Kuchen in diversen Sorten und Joghurt. Dies alles jedoch in ausreichender Menge so dass auch die Letzten, die nach 4,5 Stunden ins Ziel kamen, versorgt werden konnten.

Es wird mit einem dem deutschen System ähnlichen Chip gelaufen. Die Leihgebühr für diesen ist im Startgeld enthalten, bei Rückgabe des Chip erhält man 10 Euro Pfand zurück. Zum Glück kann man den Chip auch noch am nächsten Tag beim Tourismusbüro in Sexten abgeben. Wie gesagt: alles perfekt. Einzig schade: Es gibt kein Finisher-T-Shirt dafür aber ein Teilnehmer-Shirt. Auch o.k.

Wenn man, was die Allermeisten gemacht haben, nach dem Zieleinlauf und dem Umziehen wieder über die "Sprintstrecke" nach Sexten absteigt, kann man dort gratis das örtliche Schwimmbad und die dortigen Duschen benutzen. Es gibt eine Pasta-Party "danach" und, neben der Siegerehrung, einiges an Programm.

Gegen 14 Uhr beginnen die Aufräumarbeiten, während die wenigen letzten Läufer noch ins Ziel trotten. Um 15 Uhr ist das Aufräumen abgeschlossen, ein Hubschrauber kommt um den Müll abzuholen und alles sieht wieder so aus als hätte kein Lauf stattgefunden. Doch halt: Bei meinem Abstieg am nächsten Morgen kommen mir zwei "Wanderer" entgegen, die mit Säcken und einer Müllzange bewaffnet die Strecke abgehen und so die Bergwelt von dem befreien, was wir Läufer so rechts und links am Wegesrand "verlieren".

Ein Wort zu den Zuschauern: In den Talorten stehen viele begeisterte Zuschauer an der Strecke, die uns kräftig anfeuern, auf der Strecke selbst ist dafür dann wenig Platz und es passt auch nicht so richtig in die Berge. An den Verpflegungsstationen/Hütten ist aber ordentlich was los und ich werde sogar von Deutschen Wanderern als "Passtschoner" erkannt. Sachen gibt’s…

Demnächst gibt's auch Fotos vom Lauf, die gerade entwickelt werden. Leider hat zwischendrin die Batterie meines Fotoapparates geschwächelt, so dass das letzte Drittel der Strecke und der Zieleinlauf fehlen. L

Ein Anekdote am Rande: Die beiden führenden Läufer (der Brite Martin Cox und der Russe Michael Mamleew) sind an der Weiche fälschlicherweise auf die Kurzstrecke abgebogen, was sie erst im Ziel bemerkten… Stocksauer kehrte der Brite, der seinen Sieg ablehnte, um, lief wieder bergab und absolvierte ab der Weiche noch mal den langen Lauf…. So wurde der Russe in 1:08:05 Sieger auf der Sprintstrecke und der Franzose Thierry Icart in 1:47:58 Sieger des Halbmarathons. Schnellste Frauen wurden übrigens die Britin Ruth Pickvance in 2:11:43 auf der langen, und die Italienerin Elena Casaro in 1:28:21 auf der kurzen Strecke.

Bilder dazu gibt es hier...

Volker Lemcke

 made by Volker ®, im September 2003