Meine erste Halbdistanz oder... Es ist nie zu spät!

ab nach Hause....

Überglücklich komme ich nach 5:44:03 Std. als Zweiter der AK 65 ins Ziel. Ich kann es nicht fassen: ich habe meinen ersten Triathlon besser als erträumt durchgestanden und konnte sogar noch bis zur Hälfte der letzten Laufrunde meine 13 Minuten Rückstand vom Schwimmen auf den bislang 2. meiner Altersklasse aufholen.

Aber bis dahin war es ein langer Weg.

Zunächst braucht man ja einen Startplatz und der ist beim Morettriathlon gar nicht so leicht zu bekommen: Anmeldung für den Moret - Warteliste Platz 22 – mit DTU-Pass: Ummeldung zur HM – Warteliste Platz 2 – 29.5. Aufnahme in die Starterliste.

Zwischendurch musste natürlich ordentlich trainiert werden. Insbesondere meine Schwimmleistungen lassen mehr als nur zu wünschen übrig. Seit Oktober letzten Jahres war daher 3-mal die Woche Schwimmen angesagt. Mehrfach bin ich im Training über 2 km am Stück geschwommen. Alle Trainer, angefangen mit Walter und Frank, aber auch die beiden Natare-Trainer haben sich redlich bemüht, mir einen leidlichen Schwimmstil beizubringen. Hinzu kamen die vielen Tipps der PSV – Kollegen und Kolleginnen. Manchmal konnte ich so richtig das Mitleid spüren.

Radfahren und Laufen durften auch nicht vernachlässigt werden. Im Februar wurde ein Rennrad angeschafft und seit April im Schnitt 150 km pro Woche gefahren und ca. 50 km gelaufen. Die Moret – Strecke habe ich mehrmals mit Bernd und alleine abgefahren. Koppeltraining Laufen – Radfahren musste trainiert werden. Anfangs waren nach dem Radfahren die Beine schwer. Mit zunehmender Erfahrung merkte ich dann, dass ich meine Trittfrequenz zum Laufen übernehmen konnte und dass das Laufen dann recht gut funktionierte.

So gerüstet, rechnete ich mir aus, dass ich – vorausgesetzt es passiert nichts Unvorhergesehenes – theoretisch eine Halbdistanz in 5:45 bis 6:15 Std. absolvieren könnte. Die große Frage war jedoch, ob ich die im Training getesteten Zeiten auch wirklich insgesamt durchhalten konnte. Ich vertraute da einfach auf meine – wie ich hoffte - gute Grundlagenausdauer.

Hauptziel war das Finishen! Aber da ich immer mit Uhr trainiere, schaute ich doch mal in die Ergebnislisten von 2005, wie und wer da mit welchen Zeiten in meiner Altersklasse ins Ziel kam. Die 5:29 Std. des Ersten schienen mir sehr weit weg, aber die 5:50 Std. des Zweiten lagen in meinem Zielkorridor! Ohne mit irgendjemandem darüber zu sprechen, dachte ich, da geht vielleicht etwas. Nach den bekannten Zeiten schien es mir zumindest theoretisch möglich, 15 Min. Schwimmverlust beim Radfahren und beim Halbmarathon aufzuholen. – Schnell weg mit dem Gedanken, nicht unter Druck setzen (der Lieblingsspruch von Andrea).

Und dann kommt der Tag.

Marko gibt mir noch seine Triahose und einen speziellen Tipp, die Powerbars auf dem Rahmen zu montieren. Das erntet zwar einiges Schmunzeln bei PSV- und Passtschon98kollegen, aber es funktioniert.

Und dann endlich: der Start. Schön hinten bleiben, nicht im Gewühl Kräfte vergeuden! Nach der halben Strecke steuere ich zwar die falsche Boje an und werde vom Streckenboot zurückgepfiffen – so schwimme ich halt 200m mehr. Ich fühle mich gut, auch auf Zick-Zack-Kurs und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn nur noch eine Handvoll Startern hinter mir ist. Als ich an Land stolpere, ruft mir Marko zu: genau 50 Min. – exakt die Zeit, die ich immer im Training auf 2km geschwommen war.

Wechsel und aufs Rad. Bis auf die Streckenänderung kenne ich mich bestens aus. Die erste Runde läuft super: 1:20 Std., aber dann spüre ich plötzlich den Wind, und die Berge scheinen auch steiler zu sein, die Kette springt beim hektischen Schalten ab. Der Hintern tut jetzt weh, auch das Kreuz, am Berg muss ich immer öfter aus dem Sattel. Ich muss wohl im Training längere Distanzen fahren. Schon eingeholte Radfahrer kommen wieder an mir vorbei.

Nur die Ruhe bewahren! Vom Laufen her weiß ich, dass immer so ein Einbruch kommt. Da muss man durch, und dann geht es wieder. Auf der Kuppe der letzten Steigung ist Marko da und ruft: Jetzt geht es nur noch bergab! Auf geht’s! Dann höre ich ihn plötzlich hinter mir: komm, ab 30 in den Aerolenker. Die steile Abfahrt wurde mit Mitte bis Ende 60km/h genommen und die vormals eingesammelten Radler kommen wieder in Sichtweite. Die ebene Strecke nach Altheim wird mit geübter Trittfrequenz fürs Laufen genommen, und da ist nach 3:03 Std. endlich die Wechselzone.

Laufschuhe an und los geht’s wieder. Das ist ein neues Rennen und nur ein Halbmarathon. Ich bin wieder auf bekanntem Terrain und bislang fast genau am unteren Ende meines Zeitplans. Km-Zeiten von 5:10 Min. kann ich die ersten 15 km halten (vorgenommen hatte ich mir 5:30). Immer bemühe ich mich einen gleichmäßig mitlaufenden Laufpartner/in zu haben. Mir hilft das enorm über Schwächen. Aber... ich fühle mich einfach fit. Und da sehe ich bei km 16 den Vorjahres Zweiten. Jetzt keinen Fehler machen. Gleichmäßig heranlaufen. Ich weiß der läuft einen 6er Schnitt. Als ich bei ihm bin, gibt’s nur eins: alle Kraft in einen schnelles Vorbeilaufen setzen, damit er nicht auf den Gedanken kommt sich anzuhängen.

Also los! Kräfte mobilisieren und mit 5:00 Min./km vorbei. Das kann ich 3 km lang halten (nicht umsehen, laufen). Dafür habe ich nach der letzten km-Marke mit über 7 Min. bezahlt.

Als ich nach 1:50 Std. Laufzeit durchs Ziel laufe, weiß ich: das ist der 2. AK – Platz und ich bin unter dem unteren Limit meines Zeitkorridors.

 

Vor allem aber: ich habe meine erste Halbdistanz geschafft!

Vielen Dank an alle, die mich unterstützt haben!

Schlussbemerkung:

Ich habe den Beitrag bewusst sehr ichbezogen geschrieben, zum einen, weil es mein erster richtiger Triathlon war und ich relativ viel dafür investiert habe und zum anderen, weil ich auf diese Art auch für andere aufzeigen kann: Es ist nie zu spät, habt Mut, es ist zu schaffen.

Trotzdem verlangt die Chronistenpflicht noch einige Anmerkungen:

- der Morettriathlon ist eine "familiäre" Veranstaltung, die sehr gut organisiert war,

- Tria-Blau-Gelb war mit insgesamt 16 Teilnehmern die am stärksten vertretene Mannschaft,

- Maike gewann mit 4:59 die W25, Wolfgang erzielte einen tollen 2. Platz mit 5:23 in der M55, José hatte mit 4:25 von uns allen die beste Zeit,

- der MTV Kronberg sahnte die meisten Medaillen ab und

- Passtschon98 hätte als Triathlonabteilung mit den Erfolgen seiner "Nichtmitglieder" - zwei Altersklassensiege (Sabine und Detlef) sowie zwei 2. Plätzen (Andrea und Jürgen) - jeden gestandenen Verein neidisch gemacht.

made by Jürgen ®, im Juni 2006