Testlauf für Running-Pur I

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Sonne, blau-weißer Himmel, Weizenbier und Biergartenstimmung, was kümmerte mich da noch, dass ich mein Bett um 4 Uhr innerlich fluchend verlassen und inzwischen 42km des Fränkischen-Schweiz-Marathon. (fsm – www.fs-marathon.de) in den Beinen hatte.

Ach ja, da war noch mein Bericht für Running Pur (RP) zu schreiben. Aber immerhin habe ich es RP und Stefan (auch vom Lauftreff Passtschon98), der mich auf den offenen Platz als Marathontester aufmerksam machte, dieses Marathonerlebnis zu verdanken.

Da die Einladung überraschend und etwas unkonventionell direkt vom Veranstalter kam, hatte ich kaum Zeit mir die Frage zu beantworten: „Wie testet man einen Marathon?" Bei den bis zum Marathon übrig gebliebenen Vorbereitungsläufen habe ich mir folgende Kriterien (jeweils fett gedruckt) überlegt, um den LäuferInnen die Möglichkeit zu geben, gelaufene oder noch zu laufende Marathons mit dem fsm zu vergleichen.

Die Idee den Marathon mit einem Autofreien Tag auf der Laufstrecke zu verbinden war für mich hervorragend. Dadurch radelten viele Begleitpersonen entlang der Laufstrecke und vermittelten ein buntes und abwechselungsreiches Treiben.

Der Termin als Alternative zu Berlin ist für mich geschickt gewählt, da es eine große Anzahl von LäuferInnen gibt, die bewusst den Massenveranstaltungen (z.B. Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt) aus dem Weg gehen und eher eine gemütliche und entspannte Atmosphäre bevorzugen. Auch der Zeitpunkt Ende September (Ende der Sommerferien, mögliches Altweibersommer-Wetter) kommt diesem Lauf in dieser Landschaft sehr entgegen.

Das Zusammenlegen eines Lauf-Marathons mit einem Inline-Marathon ist ja fast üblich, aber die Einbindung eines Partnerlaufes mit unterschiedlichen Strecken (16 und 26km) ist sehr attraktiv, besonders für „Pärchen" mit unterschiedlicher Leistungsstärke oder läuferischer Interessenslage.

Die Bedeutung/Image dieses Marathons ist bei der großen Marathon-Läuferschar bisher noch von einem regionalen Einfluss geprägt, was ich so an den Nummernschildern an den Parkplätzen erkennen konnte. Da war mein HU (Hanau) schon einer der wenigen Exoten. Allerdings ist die regionale Beteiligung und somit die regionale Bedeutung außerordentlich groß, was sich in den für mich großen Teilnehmerzahlen sowie in den gelaufenen Bestzeiten ausdrückte. Auch das Auftreten von Austellern (Kleidung, technische Ausrüstung) war für mich relativ gesehen hoch.

Die Präsentation des Veranstalter im Internet beinhaltet gut aufbereitet und übersichtlich dargestellt alle notwendigen Angaben, um sich rundherum um den Marathon zu informieren. Schade ist nur, dass die gesamte Starterliste nicht zugänglich ist. Irgendwie ist man ja immer ein wenig neugierig, wer da noch so mitläuft von den Freunden/Bekannten oder von den SpitzenläuferInnen.

Die Betreuung vor und nach dem Start war sehr gut organisiert. Auf den vorhandenen Anfahrtskizzen waren die Parkplätze gut kenntlich gemacht und auch im Dunkeln zu finden. Das Abholen der Startunterlagen am Sonntag (von 6 bis 7 Uhr) ist für „Zureisende" zwar ziemlich früh, doch die Teammitglieder des Veranstalters waren schon zu dieser Stunde freundlich auf die verschlafenen LäuferInnen eingestellt und wickelten die Ausgabe der Startunterlagen mit leichter Hand ab. Der Transport von der Anmeldung zum Start mit Bussen war so ausreichend sichergestellt, dass es zu keinem Gedränge oder Wartezeiten kam. Die Kleiderbeutel aus Stoff sind eine angenehme Alternative zu den meist üblichen Plastikbeuteln.

Die einzige Warteschlange an diesem Morgen bildete sich bei der Anmeldung sowie am Start – wie fast bei allen Veranstaltungen - vor dem Toilettenwagen. Bei zunehmender Teilnehmerzahl – davon gehe ich mal in den nächsten Jahren aus - würde sich eine Kapazitätserweiterung bestimmt positiv bemerkbar machen.

Duschmöglichkeiten und Umziehmöglichkeiten nach dem Lauf habe ich selbst nicht in Anspruch genommen, aber da ich von keinem Teilnehmer irgendwelche Klagen gehört habe, gehe ich davon aus, dass auch dieser Punkt zufriedenstellend gelöst war.

Nach den einleitenden Betrachtungen möchte ich jetzt auf den Lauf und das „drum-herum" eingehen.

Dank der klaren Nacht waren die Temperaturen zwischen 8 und 9 Uhr noch von fröstelnder Kühle geprägt. So sah man dann rund um den Startplatz gut verpackte und bis zum letzten Augenblick mit dem Ausziehen wartende SportlerInnen.

Schon zu dieser frühen sonntäglichen Zeit versammelten sich die ersten Forchheimer. Die geöffneten Bäckereien und Cafés luden alle Beteiligten (Zuschauer und Sportler) zu einem ersten oder zweiten, zu einem großen oder kleinem Frühstück ein.

Die Transportwagen für die Kleidersäcke standen in reichbarer Nähe bereit. Die Zeit bis zum Start verging sehr schnell. Zuerst spurteten die Inliner dynamisch von dannen. Stefan und ich hatten uns auf dem Marktplatz von Forchheim getroffen und wollten erst einmal zusammen laufen. Wir reihten uns beim Zugläufer, der die 4h Gruppe anführen wollte, ein, um nicht von den meist zu schnell Weglaufenden mitgerissen zu werden.

Dank der breiten Straße kam es zu keinem Gedränge und Drängeleien. Der Asphaltbelag begleitete uns bis zum letzten Meter und man sollte hier die entsprechende Schuhe auswählen.

Die ersten Kilometer führten uns dann „kreuz und quer" durch Forchheim. Mittlerweile schien halb Forchheim auf den Bürgersteigen zu stehen und die Läuferschar anfeuernd aus dem Städtchen zu verabschieden.

Mittlerweile verdrängte die Sonne den morgendlichen Nebel, als wir dann auf der B470 laufend in das breite Wiesenttal, von den Erhebungen der fränkischen Schweiz eingebettet, hinausgeführt wurden.

Die Strecke schlängelte sich dann neben der Wiesent bei laufendem Wechsel zwischen Steigungen und Gefälle durch Ebermannstadt (16km) bis zum Wendepunkt (29km) kurz vor Gößweinstein zurück ins Ziel nach Ebermannstadt. Die Steigungen und Gefälle waren nach meinem Empfinden nicht unangenehm, da sie nicht steil, sondern eher flach ansteigend und abfallend gestaltet sind. Nur die Steigung bei Kilometer 41 – schien von anderer Qualität zu sein, aber wahrscheinlich war dies eher auf die aufkommende Müdigkeit zurückzuführen. Aber auch hier standen genügend Zuschauer am Wegesrand und feuerten die Läufer (wie „Zieh durch", „Nur noch ein paar Meter", „Dort oben ist die Kuppe") an und setzten wohl bei vielen Läufern nochmals den Willen frei, auch hier oben gut auszusehen und konstant durchzulaufen.

Überhaupt die Zuschauer waren für mich ein Phänomen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, dass so viele Zweibeiner an der Strecke waren und sich so viele Hände bewegten. Die Dutzende oder waren es Hunderte von Ratschen klingen mir jetzt noch im Ohr. Die Unterstützung der Zuschauer für jeden individuellen Sportler und nicht nur für denjenigen den man persönlich kennt (Freunde, Vereinskollegen, LebensabschnittsgefährtenInnen) findet man auch nicht überall. Die Begeisterung der Zuschauer übertrug sich wahrscheinlich auf viele Läufer. Die Radlergruppen auf den begleitenden Fahrradwegen belebten die Landschaft immer wieder und boten mir somit Unterhaltung.

Lag’s am Wetter oder war die Landschaft wirklich so beeindruckend. Sie strahlte eine fast vollkommende Harmonie zwischen Wiesen, kleinen Dörfern und Städtchen und den „Bergen" und Felsen der fränkischen Schweiz aus. Die Streckenführung ermöglichte einen wirklichen freien Weitblick und man wurde nicht gezwungen z.B. durch Straßenschluchten oder auch bei Wäldern mehr oder weniger nur auf den Laufweg zu achten.

Allerdings hatte ich auch nicht vor hier irgendeine Bestzeit zu laufen. Sondern wollte die ersten zwei Drittel entspannt und nur das letzte Drittel schnell laufen. Bin dann auch den 2.Halbmarathon 10min schneller als den ersten gelaufen. So hatte ich bis zum Wendepunkt genügend zeit mich mit Stefan über den Lauf zu unterhalten und die Strecke, die Zuschauer und die Organisation zu genießen.

Damit mehr oder weniger zum letzten Kriterium meines Marathontestberichtes die Versorgung während des Laufes. Die Versorgung war in allen mir einfallenden Bereichen ausgezeichnet.

Die Sicherheit der Läufer gegenüber anderen Verkehrsteilnehmer war ja schon mit dem „Autofreien Sonntag" gewährleistet. Die Fahrradfahrer verhielten sich mehr als diszipliniert und wurden auch tatsächlich – wie selbst beobachtet – von der Streckenpolizei auf Fehlverhalten freundlich aber konsequent hingewiesen.

Die medizinische Versorgung war überall präsent und ich hatte das sichere Gefühl, dass in kürzester Zeit Hilfe zu Verfügung gestanden hat. Leider waren die Einsatzfahrzeuge tatsächlich einige male unterwegs und man hoffte als LäuferIn, dass es hoffentlich nicht ernstes ist und sich der Betroffenen schnell wieder erholt.

Ich habe nicht gezählt, wie viele Verpflegungsstationen aufgebaut waren. Es schien mir dass fast alle 5km mindestens eine Station und zum Schluss eine sogar noch höhere Frequenz für die Läufer sorgten. Auch die Auswahl der Getränke, Wasser und verschiedene Mineralgetränke, war mehr als ausreichend. Die Helfer wussten was sie zu tun hatten und die geschickte Verteilung der Läufer am Anfang an die richtigen „Tische" zur Vermeidung von Staus habe ich in dieser Form noch nicht erlebt.

Damit kann sich jede(r) LeserIn wohl selbst ein Fazit ziehen. Wenn man sich noch die Zeit nimmt, die Veranstaltung in ein verlängertes Wochenende zu integrieren und die Sehenswürdigkeiten (bemerkenswert, dass Werbeprospekten zur Region auslagen und nicht nur Prospekte für andere Läufe) dieser Region mit einschließt, dann kann man sogar ausgeschlafen an den Start gehen und muss sich auch nicht über volle und mit Staus gepeinigte Autobahnen am Sonntagabend wieder zurückquälen.

Es ist jedenfalls ein Marathon an dem ich mich gerne zurückerinnern werde und mir vorstellen kann Wiederholungstäter zu werden.

Ganz kurz zu meiner Vorstellung, 52 Jahre alt, der erste Marathon 1999 in Frankfurt, der fsm war mein 19.Marathon, außerdem bin ich noch 6 Ultras gelaufen (Rennsteig 2002, Marathon des Sables 2001, schnellster M in Hamburg 2000 in 3:08:47).

made by Rolf Müller ®, im September 2002