Ironman WM Hawaii 2007

Ab nach Hause...

1.Oktober 2007:

10:50 Uhr Frankfurt Airport:

Nun ist es endlich soweit, 10 Monate nachdem ich das Projekt "Hawaii2007" gestartet habe, besteige ich meine Maschine nach Maui auf den Hawaiianiaschen Inseln im Pazifik. Umsteigen in Amsterdam und LA.

Das ich sie nicht alleine besteige ist nur eines von vielen Dingen die in den letzten 10 Monaten passiert sind. Alexandra, kurz Alex, meine Freundin ist bei mir und wir beide sind gespannt was uns dort erwarten wird. 1 Woche Relaxen und Sightseeing auf der schönen Insel Maui mit seinem berühmten Vulkan Haleakala und seinen phantastischen Surferstränden sind angesagt, bevor es weitergeht nach Big Island zum berühmtesten Triathlon der Welt. Zum zweiten mal darf ich an der Ironman Weltmeisterschaft in Kona, Hawaii teilnehmen. Ziemlich cool. 8500 Km auf dem Rad, 3000 Km zu Fuß und 300 Km im Wasser habe ich zurückgelegt um hier starten und finishen zu können. Just do it.

2. Oktober 2007:

Los Angeles, 16:45 Uhr Ortszeit:

Wir stehen beide ziemlich bedröppelt vor dem Delta Airlines Schalter, nachdem wir gerade mit unserem Gepäck und einem riesigen Fahrradkarton quer durch den Flughafen von LA gerannt sind um unseren Anschlussflug nach Maui zu erreichen, nachdem uns die Einreisemodalitäten der USA 45 Minuten aufgehalten haben. Unser Flieger ist leider in diesem Moment ohne uns gestartet. Scheiß 9/11 L . Die Hetzerei war umsonst und die blauen Flecken die Alex nun in den Waden hat weil ich ihr ohne Sicht 2 mal mit dem Trolli reingefahren bin, ebenso. Was nun? Zurück zum Terminal auf der anderen Flughafenseite wird uns gesagt, da wir als einzige Alternative zu 24 Stunden auf dem LA Airport nur noch einen Flug nach Honolulu auf Oahu nehmen können, um von dort aus nach Maui zu fliegen. Leider geht der nächste Flug von dort auch erst morgens um 5:15 Uhr. Da ich keinen Bock habe hier so lange rum zu gammeln nehmen wir den Flug und ich drücke weitere 80 $ für meinen Radkoffer ab, nachdem man mir in Frankfurt schon unverschämte 150 € abgeknöpft hatte. Sportgepäck nennt sich das Schlüsselwort L .

Oahu, Hawaii, 20:00 Uhr Ortszeit (12 Stunden Zeitverschiebung):

Wir sind endlich auf Hawaii, wenn auch nicht da wo wir eigentlich hin wollen. Es ist zwar schwülwarm, aber nicht so unangenehm wie ich es erwartet hatte. Nur ca. 29°C. Ungewohnt halt. Erst mal nen Kaffee und was zu beißen. Irgendwie müssen nun die Stunden bis zur weiterreise um 5:15 Uhr morgens überbrückt werden. Leider geht das Eichecken unseres Gepäcks erst am nächsten Morgen, so das wir an den Flughafen gebunden sind und irgendwie schauen müssen das wir ne Mütze schlaf bekommen. Irgendwie bekommt Alex das auch hin, nur ich kann nicht pennen. Scheiß Jet Lag. Was tut der ausgeruhte Sportler also? Zieht sich ne kurze Hose an und Joggt über den Airport ist die Richtige Antwort J Ein wenig Lauf ABC und Stretching dazu. Die Flughafenangestellten sehen mich nur irritiert an und denken sicher das ist ein Irrer aus Übersee J Auf die Art und weise schaffe ich es mich bis 3:30 zu beschäftigen. Um 4 Wird Alex dann wach und wir bewegen uns langsam zum Check In. Mein Radkoffer hat ganz schön gelitten beim 3 maligen Umsteigen. Das ist nun unser 4 Flug.

Um 6 Uhr sind wir endlich am Ziel unserer Reise, nach 34Stunden Odyssee.

Maui, hurra. !!

Maui Airport, 8.10.2007, 17:10:

Eine herrliche Woche Urlaub auf Maui liegt hinter uns. Schwimmen, Wellenreiten, Rad fahren und Sightseeing bis der Arzt kommt. Die phantastischen Sonnenuntergänge mit Hochzeit am Strand gab es gratis dazu. Die liebe Bille und ihr Rene´ haben das ja am 18.10. noch vor sich. Das Hotel Aston Maui Lu in Kihei ist zwar nicht First class, aber das hätte auch nicht zu uns gepasst. Schön, sauber und günstig war’s. Ein netter Strand und ein kleiner Pool dabei. Mehr braucht man kaum. Leider erreicht mich mitten in die Idylle hier die Schreckensnachricht, das mein Freund und Mannschaftskamerad Alex erneut an Krebs erkrankt ist und umgehend operiert werden muss, was seinen Start nächste Woche in Kona erneut verhindert und einen Traum zerplatzen lässt wie eine Seifenblase. Ich bin erst mal geschockt und nehme so schnell als möglich Kontakt auf.

Unsere Tour mit dem Auto auf den Haleakala war zwar nicht von dem Glück beschieden, einen wolkenfreien Krater zu sehen, was dort oben in 3015 m Höhe eher selten ist, aber es war trotzdem aufregend. An klaren Tagen kann man den Mauna Kea auf Big Island von hier aus sehen. Mit dem Radel haben wir leider nur die halbe Höhe geschafft. Is halt nicht gerade der Feldberg im Taunus. Wir fliegen nun die letzte Etappe unserer Reise mit dem Inselklipper nach Kona auf Big Island und winken noch mal rüber zum Vulkan und schauen noch mal runter auf den herrlichen Surferstrand Hookipa von Pa´ia wo sich die Weltelite im Windsurfen und Wellenreiten ein Stelldichein gegeben hat. Aloha Maui und Mahalo für die schönen Stunden.

 

8.10.2007

Waikoloa, Big Island, Hawaii:

Wir haben unser Ziel erreicht und sind im Merriot Waikoloa Beach Resort angekommen. Hört sich hochtrabend an. Is es auch. Für meinen Geschmack etwas oversized, aber wir haben nichts mehr in Kona bekommen. Dafür haben wir eigenen Strand, Lagune, Kokospalmen, Riff mit Riesenschildkröten, 2 Pools, Zimmerservice, Sportsbar, Golfplatz und vieles mehr inklusive. Die Gartenboys holen hier die Kokosnüsse direkt von der Palme, öffnen sie für uns mit der Machete so dass wir den süßen Inhalt direkt aus der Nuss schlürfen können. Das Fruchtfleisch ist herrlich süß und weich, nicht so fest wie wir es kennen.

Da wir die ganze Woche einen Mietwagen haben ist der 27 Meilen lange Weg nach Kona nicht so wild. Der ist hier ein absolutes muss. Das man hier sogar 7 $ pro Tag fürs parken bezahlen muss ist bedauerlich. 5 Sterne halt L

10.10.2007, Mittwoch:

Hilo, Vulcano Nationalpark Hawaii:

Nachdem wir am frühen morgen schon über die für Mietwagen verbotene Saddelroad zwischen Mauna Kea und Mauna Loa bis nach Hilo auf der anderen Seite der Insel gefahren sind, sind wir im Vulcalopark der Insel angekommen. Die beiden Hauptvulkane der Insel sind über 4200 Meter hoch und der Mauna Kea mit 13796 feet sogar der höchste Berg der Welt, wenn man die über 5000 Meter unter Wasser noch mit dazu rechnen würde. Der Humuula saddel über den wir gefahren sind ist immerhin schon ca. 2100 m hoch. Weiter hoch zum Mauna Kea geht’s ohne Geländewagen leider nicht. Tolle Aussicht und mondartige Landschaft hier. Diese wechselt mit jedem Kilometer den man wieder runter nach Hilo fährt. Es wird immer grüner und irgendwann fängt es auch an zu regnen. Das tut es hier jeden Tag, den man befindet sich auf ein Mal in einer tropischen Klimazone. Angeblich finden sich auf Big Island 24 der 26 möglichen Klimazonen der Erde. Diese innerhalb weniger Stunden zu durchfahren ist so aufregend wie einmalig. Fauna und Flora auf diesem Weg wechseln ständig, bis man im Vulcano Park eine der ursprünglichsten Landschaften der Erde wieder findet.

Der riesige Kilauea Krater ist echt beeindruckend. Die Caldera ist ein mächtiges Loch innerhalb eines noch viel größeren Kraters, der sich innerhalb vieler Tausend Jahre ausgebildet hat. Überall steigen gespenstische Rauchwolken auf, die durch verdampfendes Regenwasser unterirdisch entstehen, da der Boden einige Meter unter uns immer noch glühend heiß ist. Innerhalb der Caldera sieht man gelbe Flecken und gelbe Rauchwolken die aus Löchern aufsteigen. Es stinkt nach Schwefel. Teuflisch ;-). Auf unserem Weg vom Gipfel zum Meer hinunter durchfahren wir Tropische Regenwälder, Palmenhaine und erkaltete Lavaströme, die auf ihrem Weg zum Meer jegliche Vegetation mit sich fortgerissen oder verbrannt haben. Man kann die Macht der Erde hier förmlich spüren. Irgendwann bricht der Kraterrand in ca. 1000 m Höhe abrupt ab und wir befinden uns an einer Steilküste mit schönem Ausblick hinunter auf die Südküste von Hawaiis größter und Jüngster Insel. Dort schlummert in1000 m Tiefe unter der Wasseroberfläche auch noch der jüngste und aktivste Hawaiianische Vulkan. Er hat bereits beachtliche 4000 m Höhe und wird in einigen 1000 Jahren bis zur Wasseroberfläche wachsen um sich geologisch gesehen etwas später mit der Hauptinsel zu verbinden. Wir beschließen den Tag mit einer Umrundung der Südlichen Inselspitze bis nach Kona im Westen, wo wir den Abend mit lecker Essen beschließen.

Kona 13.10.07,

Raceday:

Um 4:15 piept der Wecker, aber ich bin schon seit 4 wach. Normal, vor dem Höhepunkt des Jahres, aber die Aufregung hält sich in Grenzen. Bin ja schon zum zweiten Mal hier und hab schon etwas Routine in dem was ich tue. Alle wichtigen Dinge für das Rennen habe ich bereits am Vortag eingecheckt und dieses Mal auch meinen Zeitmesschip frühzeitig angelegt um ihn nicht wieder wie in Frankfurt zu vergessen. Das Meer vor unserem Balkon ist ganz ruhig und auch der starke Wind der letzten Tage ist über Nacht abgeklungen. Perfekte Bedingungen wie es scheint. Wenn die sich hier nicht immer bis zum Mittag verändern würden. Bei meiner Trainingsfahrt nach Hawi zum Wendepunkt der Radstrecke hat es mich vor 4 Tagen fast vom Rad geblasen. Der Mumucku Wind hat mir wohl noch mal seine ganze Macht demonstrieren wollen um mich etwas demütiger in das bevorstehende Abenteuer gehen zu lassen.

Auf unserer Fahrt nach Kona wird es langsam hell am Horizont. Die Sonne schiebt sich langsam den Mauna Loa hoch und das Thermometer zeigt jetzt bereits 28°C. Keine Wolke am Himmel. Es wird heiß.

In der Wechselzone ist um 5:45 Uhr Schon reichlich Betrieb. Es geht aber ruhiger zu als in Frankfurt. Man merkt einfach das hier viele routinierte Athleten am Start sind und das hier automatisierte Abläufe abgespult werden. Erst mal zum Bodymarking, Wiegen, Eigenverpflegung abgeben. Dann ans Rad, den Luftdruck checken. Alles prima. Essen und trinken aufs Rad laden. Helm, Brille, Startnummer und Radschuhe am Rad verstauen. Viel mehr braucht man hier nicht. Das Wasser hat ja ca. 27°C so das hier kein Neo gebraucht wird.

Kurz sehe ich noch einen Freund, Frank Schubnell. Wir waren schon 2005 zusammen am Start. Er ist nervös, war lange verletzt und hatte schon 7 Platten seit er hier ist. Cross Fingers das mir das nicht im Rennen passiert.

Als um 6:45 Uhr der Startschuss für die ca.200 Profis fällt, gleite ich gerade in das warme, klare Wasser. Locker einschwimmen und an der Startlinie warten. Unter mir steigen Blasen auf. Ich sehe einen Taucher unter uns, der mit der Kamera die vielen wassertretenden Beine filmt, die geduldig auf den Startschuss warten, während die Sonne nun voll über dem Mauna Loa aufgegangen ist. Phantastische Stimmung kurz vor dem Start.

2.4 Meilen SWIM:

Peng, der Startschuss fällt ganz plötzlich ohne Vorwarnung aus einer riesigen Militärkanone und 3200 Arme beginnen das Wasser schlagartig aufzuwühlen und zum schäumen zu bringen.

Ich bekomme die ersten Schläge auf Arme und Beine und versuche mich ganz rechts außen an den Bojen zu orientieren, was sich als Fehler erweisen soll. Bedingt durch den Massenstart und das ausgeglichene Niveau bei einer WM, wird das Feld unglaublich in die Breite gezogen und ich befinde mich schon nach wenigen hundert Metern weit rechts von den Begrenzungsbojen in der Masse. Die Begleitbote versuchen uns an jeder Boje wieder nach innen auf die eigentliche Strecke abzudrängen, was dazu führt das ich mehrfach in hektische Prügeleien verwickelt bin, was später dazu führt das ich mit offenen Wunden an Hals und Beinen, so wie einer heftigen Prellung der linken Wade aus dem Wasser steige. Mit etwas Glück verliere ich meine Brille nicht bei einem Tritt ins Gesicht.

Beim Wendepunk zeigt meine Uhr exakt 35 Minuten. Sehr gut. Genauso schnell wie 2005, trotz der Prügel. Aber auch dieses Mal zieht sich der Rückweg länger dahin, da wir draußen nun mehr Wellengang haben und eine starke Gegenströmung herrscht.

Mit 1:16:52 steige ich aus dem Wasser. 55 Sek. langsamer. Mist. Also schneller wechseln. Kurz das Salzwasserabduschen, Beutel schnappen. Socken an und mit Highspeed durch die ca. 400 m lange Wechselzone gerannt, Plaaaaatz ! Schon nach 3 Minuten habe ich den Aerohelm von Howy auf dem Schädel und springe auf mein gutes Specialized. Alles gut, 1:19" Racetime

112 Meilen Bike:

Der Anfang ist recht hektisch, da ich erst als 1221 aus dem Wasser kam und somit noch 2/3 der Teilnehmer vor mir habe. Quer durch Kona geht es über den Kuakini Highway hinauf zum ersten Wendepunkt und mit guten 50 Sachen wieder runter. Ich bin nur am überholen. Schnell aufs kleine Blatt und rechts die Palani Road mit 14% auf 600 m hoch, "Palani" ist übrigens Hawaiianisch und heißt übersetzt "Frank". Ein gutes Ohmen. Wir kommen hier heute noch 3 mal durch. Auf dem Weg nach Waikoloa pendelt sich das Tempo zwischen 30 und 45 Km/h ein, da es über die rolling Hills der Lavaströme immer wieder rauf und runter geht. Insgesamt sind auf den 180,5 Km mehr als 1000 Höhenmeter zu fahren. Das ganze ist gewürzt mit einem strammen Wind von vorne, wenn es raus nach Hawi geht, wo wir bei Km 94 den 2. Wendepunkt erreichen. Auf dem Weg zurück zum Meer runter nach Kawaihae bekommen wir bei ca. 66 Km/h auch noch einige heftige Böen von der Seite, die eine Aufnahme der eben bekommenen Eigenverpflegung nicht zulassen, da man sonst in die Lavawüste abfliegen würde sobald man eine Hand vom Lenker nimmt. Hier treffe ich auch kurz auf Sibylle, die phantastisch geschwommen ist und somit einen großen Vorsprung hatte, den ich erst nach 96 Km aufgeholt habe. Sie ist gut drauf und wir tauschen einige Nettigkeiten aus. Die Stützstrümpfe fand ich sehr kleidsam ;-)

In Hawi habe ich einen 33-er Schnitt auf dem Rad und bin trotz der Steigung und des Windes voll im Soll bei 4:15 h Gesamtzeit.

Zurück sollte es noch etwas schneller gehen. Bergab mit Rückenwind. Leider war das dieses Mal ein Trugschluss. Der Wind spielt nicht mit und dreht auf den letzten 40 Km von Waikoloa, wo wir wohnen, bis Kona auf Süd und somit wieder auf Gegenwind. Mit der nachlassenden Kraft geht auch das Tempo runter und jeder Hügel wird zum Berg. Das Feld ist nun weit auseinander gezogen und mit der aufsteigenden Mittagshitze beginnen die anderen Teilnehmer am Horizont flimmernd zu verschwimmen. Am ersten steilen Anstieg in Kawaihae bekommt man einen Vorgeschmack auf den Marathon bei 34°C im Schatten.

In Kona zurück springe ich mit glatt 5 ½ Stunden vom Rad. Das ist Bestzeit. Trotzdem 10 Minuten langsamer wie erhofft. Sche...Wind. Trotzdem habe ich mich um über 500 Plätze auf Rang 717 nach vorne geschoben. Der 2. Wechsel läuft noch fixer ab wie der erste so dass ich nach gut 2 Minuten schon wieder auf der Laufstrecke bin. Die Uhr zeigt 6:52 h Racetime. 8 Minuten Vorsprung auf meine Bestzeit hier.

26,2 Meilen Run:

Ich laufe zügig an, wie es meine Art ist, da ich nach dem Rad fahren mal wieder kein Tempogefühl habe. Komme mir vor wie eine Schnecke, auch wenn ich schnell Uwe Weigert überhole und schon bei Meile 3 an Christian Müller meinem Vereinskameraden vorbeistürme. Er signalisiert mir O.K, auch wenn ihn eine Grippe vor dem Rennen ausgeknockt hatte. Bei Km 5 zeigt meine Uhr gute 20 Minuten an. Das gibt’s doch nicht. Ich renn hier schon wieder fast im 4.er Schnitt rum, wie in Frankfurt. Nur hatten wir da kein 34 °C und strahlenden Sonnenschein. Also bremsen. Fällt schwer wenn es mal rollt. Trotzdem überhole ich permanent. Auch Profis wie Nicole Leder, bei der der Magen streikt. Keine geregelte Nahrungsaufnahme mehr möglich. Ihr geht’s dreckig. Angebotene Salztabletten verweigert sie.

Bei Km 15 zeigt die Uhr 1:03 h. Deutlich unter Plan. Alex steht an der Strecke. Ich halte kurz und küsse sie, was einen nachfolgenden Läufer zu der Aufforderung veranlasst doch lieber gleich ins Hotel zu gehen ;-)

Ab jetzt wird’s schwer. Zum 2. Mal die Palani Road hoch und dann in die Wüste raus wo kein Schatten mehr ist wie vorher am Alii drive in Kona. Dort begegnet mir noch kurz vor seinem Zieleinlauf "Macca" Chris McCormack, bereits in Siegerpose. Er war mein Tipp und hat es allen gezeigt. 2:42 h Marathon. Wahnsinn bei der Strecke. Diese weißt insgesamt knapp 400 Höhenmeter auf.

Auf dem Weg zum Natural Energie Lab wird klar, dass deutsche Athleten dieses Mal nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun hatten. Zu weit hinten sind die noch verbliebenen zurück und zu schwer tun sie sich bei der Gluthitze. Dort draußen herrschen über 40 °C und jeder versucht irgendwie seine Körperkerntemperatur mit vie Eis und kaltem Wasser auf einem erträglichen Niveau zu halten. Trotzdem liegt die Halbmarathonzeit noch bei 1:31 h.

Alle 1,6 Km ist eine Verpflegungsstelle, so dass man weder dehydrieren noch überhitzen muss. Nur mit Wasservergiftung muss man acht geben und "intelligent" trinken.

Im NEL erreiche ich den letzten Wendepunkt des Tages und nehme meine Eigenverpflegung auf. Alles hat hervorragend funktioniert und ich bin immer noch gut drauf, auch wenn meine völlig durchnässten Füße mir signalisieren, das einige Stellen wundgescheuert und von Blasen befallen sind. KM 30 zeigt mir 2:11 h an, was immer noch für eine Laufzeit unter 3:10 reichen würde. Ich rechne kurz hoch und komme darauf dass ich mit glatt 3:08 noch auf eine Endzeit unter 10 Stunden kommen könnte. Mein Traumziel, das ich nach dem Radfahren bereits abgeschrieben hatte. Also noch mal volle Konzentration und stur weitergelaufen. Bille begegnet mit zum 2. Mal an diesem Tag und sieht noch gut aus. Ich rufe ihr "Daylightfinish" zu. Ein Traum für jeden Hawaiistarter. Sie soll es schaffen wie sich später zeigt.

Am Ortseingang von Kona geht es den letzten schweren Anstieg hoch. Ich muss mich nun echt quälen. Kaum habe ich die Kuppe erreicht laufe ich zu Frank auf, den ich morgens noch verabschiedet habe. Er sieht böse aus. Trotzdem versuche ich ihn zu motivieren meinen Schritt aufzunehmen und mit mir zu versuchen noch unter 10 h zu biegen. Er hat jegliches Zeitgefühl verloren. Wir brettern die Palani zum letzten Mal heute runter und feuern uns gegenseitig an. Unten stehen Alex und Anja unsere beiden Partnerinnen und jubeln uns zu. Auch sie hatten gemeinsam einen langen harten Tag.

Frank geht auf dem Zahnfleisch. Trotzdem überholen wir 200 m vor dem Ziel noch Imke Schirsch, die völlig platt ist. Gemeinsam laufen wir Hand in Hand den Alii drive runter Richtung Ziel und fallen uns unter dem Zielbogen glücklich in die Arme. Unser erster Gedanke gilt Alex Nikodopoulos zuhause am Bildschirm und wir schicken beide einen Gruß in die Kamera nach Hause, nach Deutschland. Ich hoffe er hat es gesehen. Die Uhr ist bei 10:01:14 Stunden stehen geblieben. Leider wurde die Liveübertragung vor 1 Minute beendet.

Ich bin gar nicht enttäuscht darüber, sondern einfach froh, einen tollen Wettkampf mit einen unvergesslichen Zieleinlauf erlebt zu haben. Mit der Hammer Laufzeit von 3:09:18 h habe ich mich noch bis auf gesamt Platz 328 nach vorne geschoben. Noch mal fast 400 Plätze. Das ist Laufbestzeit für mich. In meiner AK M40 belegte ich damit Platz 34 bei meiner 2. WM.

Hinter dem Ziel werden wir direkt von Alex und Anja in die Arme genommen. Es gibt viel zu erzählen nach so einem langen Tag und es passt auch viel lecker Bier in einen völlig leeren Tank ;-). Christian und Bille werden das bestätigen können, nachdem wir im Ziel auf unsere guten Leistungen angestoßen haben. Christian erreichte das Ziel in 10:47 h und Sibylle in 11:07 h exakt bei Sonnenuntergang.

In diesem Sinne, Mahalo nui loa (vielen Dank), allen die mich unterstützt haben, speziell meine Familie, meine Freundin, mein Arbeitgeber Telespazio Deutschland GmbH und unser Bernd von Stenger-bike.de, so wie Howy, der mich mit Felgen und Aeroelm versorgt hat.

 Aloha und Hang loose,

euer Iron-Frank

(See you at the finishline in Kona 2010)

made by Frank ®, im Okt. 2007