Ironman Germany 2004 11.07.04

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Sonntag 3:45 Uhr:

Die Nacht ist vorbei. Ich habe wirklich überhaupt keinen Bock. Draußen ist es dunkel, ich bin tot müde. "Einfach nur liegenbleiben", denke ich. Aber gebucht ist gebucht: Aufstehen, Frühstück reinzwängen, um 4:30 Uhr kommt Carlos vorbei und schließlich chauffiert uns Andrea zum Langener Waldsee. Gegen 5:15 Uhr bin ich in der Wechselzone. Ich ziehe die Regenplane vom Rad. Schlagartig bin ich dann doch wach: Mein Schlauchreifen ist vorne platt. Irgendetwas mit dem Ventil scheint nicht zu stimmen. Beim Bikeservice lasse ich mir ein neues Laufrad geben, samt Ersatzschlauch. So, jetzt steht der Bock, mal sehen wie das so weitergeht...

6:20 Uhr:

Mit Carlos, dessen Rad in meiner Nähe steht, machen wir uns auf den Weg ins Wasser. Die Startzone ist mal wieder umgebaut und ist ein ziemliches Nadelöhr, sodass wir einige Zeit brauchen, bis wir ins Wasser gelangen. um 6:45 habe ich die Möglichkeit, mich Einzuschwimmen. Das ist der Moment, in welchem man all seinen Bekannten und Trainingskollegen, die auch zufällig da stehen, einen letzten Klaps gibt zum 1000 mal Glück wünscht und taucht ab in der Masse. Ab jetzt bin ich auf mich alleine gestellt, obwohl von 2000 Leuten umgeben. Immer wieder ein komisches Gefühl. Leider verzögert sich der Start etwas, wir schwimmen an der Leine hin und her und fangen langsam an, zu frieren.

 

7:11 Uhr: 3,8 km swim

ENDLICH!!! Der Startschuss ist erfolgt, ich komme sehr gut weg, finde meinen Rhythmus und spule das Ding ab, wie ein Uhrwerk. Keilereien gibt es kaum, nach 30 min Landgang und ab und ab in die zweite Runde.

Nach einer Stunde glatt bin ich aus dem Wasser, bin zufrieden und renne in die Wechselzone.

1. Wechsel: Mein Rad finde ich auf anhieb, die Reifen sind mit Luft gefüllt, böse Überraschungen bleiben aus. Da es frisch ist, entscheide ich mich zusätzlich für Ärmlinge auf dem Rad.

 

180 km Bike:

Der Wind schiebt von hinten, das Rad rollt und ich trete rein. Eigentlich eine gute Voraussetzung, um schnell zu fahren. Also fahre ich auch schnell! Ich kann sogar ohne Mühe meinen Puls sehr hoch halten. Die erste Runde von zweien geht vorbei wie im Flug. Nach 90 km habe ich einen 37,5 er Schnitt und befinde mich so etwa auf 4:50 er Kurs, was die reine Radzeit betrifft. Nach der ersten Runde gibt’s Nudelsuppe von Andrea, außerdem esse ich jetzt Gels immer wieder, weil die super pushen. Leider kommt ein ziemlicher Wind auf. Bis Friedberg ist mehr oder weniger Rückenwind, anschließend haben wir einen sehr heftigen Gegenwind. Naja, irgendwie drücke ich es trotzdem nach hause. Kein Einbruch, keine Schwächephase. Nach 5:15 h steige ich vom Rad.

 

2. Wechsel: Geht ganz schnell.

42,2 km Run:

Ich versuche langsam loszulaufen. Irgendwie ist das in Ffm immer wieder schwer. Erster km 4:17 min, dann pendele ich mich ein auf 4:30 und werde dabei dauernd überholt. Die ersten 10 km wieder in 45min absolviert, aber mir geht’s dabei unglaublich gut. Kein Vergleich zu Brasilien. In der zweiten Runde wird es dann doch etwas schwieriger, ich reduziere das Tempo auf etwa 4:50, muss zwischendurch mal ein Dixi Klo aufsuchen aber eigentlich ist alles im Lot. Irgendwann fängt ein IM immer an zu schmerzen. Also weiter Laufen und Gels fressen, dazu Wasser Cola, Iso, Schwämme und immer auf den Moment konzentrieren. In der 3.Runde fällt das Tempo dann auf 5:00. Ich rechne bei km 30 hoch und merke, dass ich dicke unter 10 Stunden rein kommen müsste, das Tempo einfach nur halten!

Also weiter konzentrieren und laufen. Den Puls kann ich auch jetzt weiterhin hoch halten. Ein Zeichen, dass noch Energie da ist. Normalerweise fällt der Puls irgendwann ab, diesmal jedoch nicht. Also km für km dem Ziel entgegen, kann sogar wieder etwas beschleunigen. Nach 3:31h Laufzeit und einer Gesamtzeit von 9:51h Laufe ich ins Ziel. Ich bin total happy!!! Ein nahezu perfekter Wettkampf, ohne Einbruch, ohne Schwächephase. Das ist mir noch nie gelungen. Ein Supergefühl.

 

Hawaii Slots:

In meiner AK bin ich 27. 25 Slots für Hawaii werden vergeben....

Am nächsten Tag bei der Slotvergabe dann das große Zittern. Springen noch Leute ab? Sicher sein kann man da nie. Der Reihe nach werden die platzierten der verschiedenen Altersklassen aufgerufen. Wenn jemand beim dritten Aufruf nicht reagiert, isser draußen.

Endlich kommt meine AK dran. Die ersten fünf nehmen alle an. Der sechste sagt ab, der siebte nimmt an, der achte zögert wohl, sagt dann auch ab. Ich hab`s geschafft!!! Ein lautes "JAAAAAAH" dringt durch das Zelt, obwohl mich keiner aufgerufen hatte. Tausend Augenpaare blicken mich an. Etwas beschämt winke ich ab und freue mich dafür umso mehr!

Wirklich gerechnet habe ich mit Hawaii nicht. Nachdenken wollte ich darüber während des Rennens auch nicht. Es jetzt geschafft zu haben ist dafür umso schöner und ich nehme es gerne als nette Belohnung für einen nahezu perfekten Wettkampf mit.

Mein Dank gilt Andrea, die mich vor, während und nach dem Rennen unermüdlich unterstütze und natürlich allen Anderen, die mich immer wieder kräftig angefeuert haben.

Am 16.10 ist Hawaii, ein Bericht folgt, ganz sicher!

made by Marko ®, im Juli 2004