Erlebnis 6 Std.-Lauf in Rotenburg a.d. Fulda 2004
Seit 4 Jahren organisiert Harald Heyde (www.waldhessenlauf.de)
ein 6 Std._lauf. 2 x fand dieses Mal statt in Bad Hersfeld. Seit 2003 hat diesen Lauf ein
Zuhause gefunden in Rotenburg a.d. Fulda, vor allem weil die Kombination
Schlosspark-Jugendherberge für die Organisation einige der wesentlichen Probleme löst.
Die Jugendherberge macht es zu einem Lauf der kurzen Wege. Die Teilnehmer können vor dem
Lauf direkt Vorort übernachten und die Lokalität der Verpflegung nach dem Lauf samt
Siegerehrung ist damit auf einem Schlag auch gelöst. Für die Teilnehmer kommt noch dazu,
dass ein geselliges Beisammensein vor und nach dem Lauf auch noch möglich ist.
Harald habe ich bei dem Swiss-Jura-Marathon in 2000 kennen gelernt. Damals erzählte er
mir von seinem Vorhaben einen 6 Std.-Lauf zu organisieren. Die erste Austragung fand dann
auch prompt in 2001 statt. Ich hatte mir den Floh ins Ohr gesetzt und wollte diese für
mich damals ungewöhnlich Wettkampfart mitmachen. Schon damals hat mir das Rundenlaufen
(etwa über eine km lang) sehr gefallen. Man hat ständig Kontakt mit den Zuschauern und
den anderen Teilnehmern auf der Strecke.
Ich ließ es mir auch dieses Jahr wieder nicht nehmen und war zum 4. Male dabei. Immerhin
wollte ich endlich mal über 60 km in 6 Stunden schaffen. Das entspricht 10 km pro Stunde
und 6 Minuten pro Kilometer. Da die Runden 1145 Meter lang sind, ist die persönliche
Zeitmessung eine kleine Rechnerei. Jede Runde sollte damit unter 6 Minuten und 50 Sekunden
liegen. 53 Runden sollte es in meinem Fall dann schon werden. Ich hatte mit Excel eine
kleine Liste vorbereitet mit den Rundenzwischenzeiten, die ich dann auch prompt vergessen
hatte, mitzunehmen. Unterwegs musste ich immer wieder rechnen um mein Tempo
einzuschätzen, wie weit ich dann wohl war.
Zeit langem war ich nicht mehr so gut trainiert als dieses Jahr, was zurück zu führen
ist auf mein diesjähriges Vorhaben wieder den Swiss Jura-Marathon zu laufen. Vielleicht
wäre auch mehr als 60 km drin. Nach dem Start lief ich gleich vorne mit. Bei so einem
Ultra startet man durchaus ruhig. Immerhin muss man nach 5 Stunden immer noch laufen
können. Da ich immer diese Euphorie in mich habe, kann ich es einfach nicht lassen zügig
loszulaufen. Diesmal war ich dann doch etwas vernünftiger als sonst und überlasse nach
1,5 Runde die Spitze den andern. Da ich mein Tempo etwas drosselte liefen sofort 8 Läufer
an mich vorbei. Ich sah hinter mir niemand mehr und dachte "OK, jetzt bin ich
9." Das änderte sich lange Zeit nicht mehr.
Ich war auf einem Rundendurchschnitt (Achtung: 1145 Meter-Runden) von 6 Minuten angelangt,
natürlich deutlich zu schnell. Immer wieder überholte ich viele meiner Bekannten und
fragte mich: "Ob das gut geht?", aber die
Beine waren in Ordnung und mein Herzfrequenz kam nicht über 145. Kein Grund mich sorgen
zu machen. Das Wetter war sehr wechselhaft. Mal regnete es, mal schien die sonne, auch ein
kurze Graupelschauer suchte uns heim. Nach etwa 3 Stunden schien dann so richtig die
Sonne. Teilweise fand ich es trotz der fiesen Windböen sogar warm.
Nach 36 Runden bekam ich dann ein Fähnchen mit dem Aufschrift: "Marathon".
Damit läuft man dann eine Runde, damit die anderen Teilnehmer und Zuschauer sehen
können, wer schon bei der Marathondistanz
angelangt ist. Die Marathonzeit stoppte ich bei 3:42:08. Nicht schlecht Herr Specht. An
sich war das für mich an sich schon eine gute Marathonzeit. Das Fähnchen und meine Zeit
motivierten mich weiter mein Tempo durchzuhalten. Wenn das so weiter gehen dürfte,
schaffe ich noch an die 65 km. Immer weiter ging es bis ich dann nach mehr als 4,5 Stunden
doch merkte, dass meine Beine nicht mehr so wollten wie ich es gerne hätte. Eine Gehpause
half aber auch nicht gegen die müde Beine, also lief ich wieder. Das Laufen fiel mir
schwer und nach ein weiteren Runde, es musste so knapp 5 Stunden gewesen sein, verfiel ich
wieder ins Gehen.
Kopfrechnen war angesagt: die 60 km müssen unbedingt her. Wie viele Runden habe ich schon
absolviert? 53 müssten es also minimal sein, also noch etwa 6 oder 7 Runden. Dann kann
ich ruhig noch meine Beine eine
Runde weiter ausbaumeln lassen. Zusammen mit Isy (www.steppenhahn.de)
bin ich dann eine Runde, oder waren es doch zwei... gewandert. Dann lief der Hans-Joachim
Meier von der 100-Marathon-Club an mich vorbei und rief
mich zu: "so wird das nichts mit Deine 60 km". Genau das war es was ich auf dem
Moment gebraucht hatte. Ich fing wieder an zu laufen. Die Beine waren zwar müde, aber die
Motivation war wieder da.
Das gehen hat meine Waden zusätzlich gelockert. Noch mindestens 4 Runden in eine gute
halbe Stunde. Da müsste ich doch noch gas geben. Es lief wieder und überholte wieder
viele der Teilnehmer. Jaaa . 53 Runden
geschafft und die 6 Stunden waren noch nicht vorbei. Jetzt noch mal was drauf legen.
vielleicht schaffe ich noch die 61. "Das sieht wenigstens nicht so minimalistisch
aus", dachte ich noch. Am Ende stellte sich heraus, dass ich gerade mal 88 Meter mehr
als 61 km geschafft hatte.
Mit meinem Vorhaben von 60 km war ich mehr als voll im Soll. Ich war zufrieden über
meinem Lauf wie lange nicht mehr. Es war auch schon 3 oder 4 Jahre her, dass ich eine
Bestleistung hingelegt hatte. Die Glückwünsche, vor allem von Petra, habe ich liebend
gerne entgegengenommen.
Ich bin wieder Läufer, und habe ein Bierchen verdient :-)
made by Eric ®, im März 2004